Johann Ghar'Schaad

Es scheint, als sterbe ich. Ich sterbe seit langem. Früher tat es mir weh, aber jetzt habe ich keine Schmerzen mehr. Sie wurden mir wie alles andere gestohlen. Man hat eben meinen Namen geräubt - Johann Ghar`Schaad. Ich kann noch meinen Körper spüren, ich atme, und mein Herz schlägt. Obwohl... Nein, ich irre mich. Mein Herz schlägt nicht mehr weiter. Ich bin bloss daran gewöhnt, genau so wie an Atmen. Ich versuche zu atmen, jedoch fällt mir jeden neuen Atemzug noch schwerer. Meine Lungen sind in Flammen gehüllt, und wären meine Hände nicht gefesselt worden, würde ich die Lungen aus meiner Brust auskratzen. Ich drehe den Kopf, um auf meine Hände zu schauen. Ich will sehen, warum ich sie nicht mehr spüren kann. Ich verstehe nichts … Es stellt sich heraus, dass meine Haut jetzt blau getönt ist. Man hat meine Venen durchgeschnitten, und mein Blut wird sorgfälltig ins Fläschchen gesammelt. Es gibt fast kein Blut in mir mehr! Ich sehe, wie die letzten Tropfen ins silberne Gefäss langsam hinunterrollen.

Nach und nach verlangsamert die Zeit seinen Lauf, sie verrinnt. Sie verrinnt langsam, so langsam, dass ich die Tropfen erkennen kann, bevor sie im Krug verschwinden. Die Haut wird schwarz. Sie zerplatzt und fällt mit widerlichem Knirschen auf den Boden. "Das erinnert an Laubfall", fällt mir ein, - "hm, wo habe ich ihn zuvor sehen?" Schnell wird’s dunkel. Und bald versinke ich in die Finsternis.

Mein Leib wird leichter als Luft. Ich stosse mich vom Altar ab und fliege auf. Freiheit! Nur jetzt geht mir das Verständnis dafür auf, wie sehr ich von meinem Leib gebindet wurde, wie sehr er mich belästigte. Ich sehe das Licht, es lockert mich, ruft mich herbei. Sein Ruf ist so mächtig, dass ich mich danach richte. Es ist mir jedoch nicht beschieden, mich in ihm zu verschmelzen. Etwas hält mich zurück, lässt mich nicht an das Licht heran, und zieht mich dagegen in meinen Leib zurück. Ich will es nicht, ich sträube mich, versuche mich zu befreien, doch es ist viel stärker als ich, und bald finde ich mich wieder in meiner Hülle, meinem Gefängnis.

Der Leib auf dem Alter zuckt zusammen. Ein heftiger Krampf kontrahiert ihn. Er wird bogenartig gekrümmt. Ein lippenloser Mund stosst einen Schrei aus. Die Hände wollen bis zur Brust langen, aber eine dicke Kette aus Stahl, die sie an den Altar fesselt, hindert sie noch daran. Jedoch das Metall, woraus die Kette geschmiedet ist, gibt allmählich nach. Und als die Kette beinahe gerissen wird, hört der Krampf auf. Ein paar Nekromagier nähern sich dem Leib an. Sie nehmen die Kette ab und verschwinden in der Dunkelheit. Necros taucht daraus auf. Sein neuer Diener ist fertig, obwohl es schwierig war, ihn seinem Willen zu unterwerfen, und wahrscheinlich ist der größere Teil seiner alteren Persönlichkeit geblieben.

Necros ist zufrieden. Ein Lächeln spielt um seinen Mund – seine Experimente sind gelungen. Er konnte endlich einen Lichlord kreieren, der dem La`rich in Kraft gleich ist, und braucht keinen Puppenspieler wie die anderen. Dieser Lich ist nicht nur Zauber geblieben, sondern hat auch die Macht gewonnen, über die niedrigeren Untoten zu gebieten. Ja, sein Werk ist ausgezeichnet geraten!